Samstag, 24. Januar 2009
 
Neue Anschuldigungen gegen Sportbekleidungsindustrie PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Play Fair 2008   
Dienstag, 22. April 2008

Während die Olympischen Spiele von Peking immer näher rücken, müssen die Beschäftigten, die Produkte für die internationalen Sportbekleidungsfirmen mit ihren Sponsorenverträgen in Millionenhöhe herstellen, weiterhin extrem lange und für Hungerlöhne arbeiten, heißt es in einem vernichtenden neuen Bericht der Play-Fair-08-Kampagne.

Der Bericht mit dem Titel "Die Hürden überwinden: Schritte zur Verbesserung von Löhnen und Arbeitsbedingungen in der globalen Sportbekleidungsindustrie" macht deutlich, dass es seit den Spielen von Athen "keine wirklichen Fortschritte" gegeben hat. In China etwa kleben Beschäftigte Sportschuhe für weniger als 2 $ pro Tag und nähen Fußbälle für 0,50 $ pro Stück.


Gestützt auf Interviews mit über 300 Beschäftigten, die in China, Indien, Thailand und Indonesien Sportbekleidung herstellen, macht der neue Bericht deutlich, dass Arbeitnehmerrechtsverletzungen in dieser Branche nach wie vor die Norm sind, auch in Betrieben, die für Adidas produzieren, den Sponsor der Spiele von Peking und London sowie zahlreicher nationaler olympischer Mannschaften.


"Wer Artikel für führende Markenfirmen wie Adidas, Asics, New Balance, Nike und
Puma produziert, verdient weiterhin Hungerlöhne, obwohl diese Firmen Gewinne in
Millionen- und zum Teil Milliardenhöhe einstreichen", kommentiert Doug Miller von der Internationalen Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter-Vereinigung (ITBLAV), einer der Organisationen, die die Play-Fair-2008-Kampagne im Vorfeld der Olympischen Spiele von Peking koordinieren. "Dieser Bericht setzt der Industrie klare Ziele, die sie erfüllen muss, um Fortschritte zu erzielen, und wir fordern die Spitzenvertreter der Branche dringend auf, sich dieser Herausforderung zu stellen."


Play Fair berichtet u.a. auch über Yue Yuen, das wenig bekannte Hongkonger Unternehmen, das ein Sechstel aller Sportschuhe weltweit herstellt und Markenfirmen wie Adidas, Nike und New Balance zu seinen wichtigsten Kunden zählt. Ein Beschäftigter eines Yue Yuen gehörendes Betriebes, der in Dongguan (China) für New Balance produziert, berichtet: "Ich bin todmüde. Wir beide müssen 120 Paar Schuhe pro Stunde zusammenkleben….Wir arbeiten ohne Pause und haben ständig Angst, nicht schnell genug zu sein, um dem nächsten Fertigungsband Sohlen zu liefern…Wir sind müde und verschmutzt."


Außerdem berichtet die neue Studie über die Arbeitsbedingungen in der Fußballproduktion Thailands, Indiens und Chinas. Bei dem Betrieb Joyful Long im chinesischen Perlflussdelta, der Adidas, Nike, Umbro und Fila beliefert, belaufen sich die Überstunden zum Teil auf 232 Stunden pro Monat, während die Löhne weniger als die Hälfte des gesetzlichen Minimums betragen.


Obwohl die meisten der großen Sportbekleidungshersteller bereits seit mehr als 15 Jahren über Verhaltenskodizes verfügen, macht der PF08-Bericht deutlich, dass die Beschäftigten nach wie vor unter erheblichem Druck stehen, die Produktionsquoten zu erfüllen, übermäßig lange, nicht dokumentierte und unbezahlte Überstunden zu verrichten, dass sie beschimpft werden, Gesundheits- und Sicherheitsgefahren ausgesetzt sind und dass gesetzlich vorgeschriebene Kranken- uns sonstige Versicherungsprogramme nicht vorhanden sind.


"Die großen Markenhersteller argumentieren seit Jahren, dass sie die Löhne nicht im Alleingang anheben können, aber unseres Erachtens wäre dies gemeinsam möglich", erklärt Jeroen Merk von der Kampagne für saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign – CCC). "Diese Unternehmen kontrollieren die Sportbekleidungs- und Sportschuhmärkte, und wenn sie gemeinsam handeln würden, um in dieser Branche bezüglich der Löhne und anderer Schlüsselfragen etwas zu bewirken, dann könnte dem Elend dieser Beschäftigten ein Ende gesetzt werden."


Die Hürden überwinden stellt vier Schlüsselbereiche heraus, in denen die Sportbekleidungs- industrie etwas unternehmen muss: Niedriglöhne; Missbrauch von Kurzzeitverträgen und anderen prekären Beschäftigungsformen; Verstöße gegen die Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Tarifverhandlungen sowie Betriebsschließungen aufgrund von Umstrukturierungen. PF08 hat führende Vertreter/innen der Industrie eingeladen, im Juni an einer Sitzung in Hongkong teilzunehmen, um über die Vorschläge von Play Fair zu diskutieren.


Play Fair 2008 hat im vergangenen Jahr einen Bericht über Rechtsverletzungen bei der Produktion von Artikeln mit dem Olympia-Logo veröffentlicht und bemüht sich seither um eine konkrete Aussage des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) hinsichtlich der geplanten Folgemaßnahmen. "Fünf Jahre nach unserer ersten Kontaktaufnahme mit dem IOC bezüglich dieser Frage wurden immer noch keine konkreten Zusagen gemacht, und es ist nach wie vor unklar, welche Maßnahmen bezüglich offener Arbeitnehmerrechtsfragen geplant sind. Wir sind zu einer sofortigen Zusammenarbeit bereit, um konkrete Ergebnisse zu erzielen", erklärt Guy Ryder, der Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB).

Den ganzen Bericht finden Sie auf:
http://www.ituc-csi.org/IMG/pdf/hurdles/Die_Hurden_uberwinden.pdf

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Play Fair 2008 ist eine internationale Kampagne im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008, die darauf abzielt, bei der Produktion von Olympiaprodukten und in der globalen Sportartikelindustrie generell auf die Achtung der Arbeitnehmerrechte zu drängen. Weitere Informationen über PF08 finden sich auf unserer Internetseite unter: www.playfair2008.org

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